So geht Nachhaltigkeit - Unser Interview mit Maartje Bregman
Klimaschützerin, Influencerin und Unternehmerin
Geschrieben von Lou Benders | 22 April 2024
Wusstest du, dass Maartje Bregman zu Beginn ihrer Karriere 4 Monate lang Vollzeit als Physiotherapeutin gearbeitet hat - wofür sie auch jahrelang studiert hatte? Schon damals wusste sie, dass dies nicht ihre Berufung war. In ihrer Probezeit reichte sie ihre Kündigung ein und stürzte sich voll in ihre nachhaltige Karriere.
Influencerin war sie bereits. Mit Auftritten bei Vorträgen und Instagram-Kollaborationen schaffte sie es bis zum Monatsende. Doch was sollte sie danach tun? In diesem Interview erfährst du, wie unser Good One, die Klima-Aktivistin Maartje, den richtigen Weg eingeschlagen hat, ihrer Leidenschaft nachgegangen ist und ein holzfreies Fachmagazin auf den Markt gebracht hat - einfach so.
Wir versprechen dir, dass du auf diesem Wege mehr über Nachhaltigkeit lernen wirst. Auch wenn du schon sehr umweltbewusst lebst.
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Wie Maartje mehr als nur eine Klima-Aktivistin wurde
Nachdem ich aufgehört hatte, als Physiotherapeutin zu arbeiten, begann ich mich umzusehen. Was konnte ich mit meinem Wissen anfangen und was wollte ich noch lernen? Ich wusste viel darüber, wie man als Einzelperson nachhaltiger werden kann, und begann, häufiger mit Unternehmen zu sprechen, um ihnen zu helfen, ihre Organisation umweltfreundlicher zu gestalten. Was ich weniger wusste, war, wie man Menschen in der Politik ermutigen kann, nachhaltiger zu werden.
So stieß ich auf das Young Climate Movement, das als Organisation die Stimme junger Menschen in der Klimadebatte vertritt. Hier begann ich im Vorstand mit der Arbeit im Bereich Marketing und Kommunikation. Ich wollte lernen, wie man mit Politikern zusammenarbeitet und ein System von oben nach unten verändert.
"Das war ein sehr guter Schritt. Endlich fühlte ich mich nicht mehr allein. Mitunter war es so, als ob ich in der Wüste schreien würde: KLIMASCHUTZ! Mit Echos und Grillen, die einem um die Ohren fliegen."
Die Tatsache, dass ich nun eine ganze Gruppe von Menschen gefunden hatte, die sich jeden Tag freiwillig für den Klimaschutz engagieren, gab mir Hoffnung. Aber andererseits war es ein Freiwilligenjob, und es gab immer noch Geld zu verdienen. Also beschloss ich, das Unternehmertum auf die nächste Stufe zu heben.
Ich studierte Wirtschaft im Nebenfach und kam bald auf die Idee, eine Zeitschrift zu gründen. Der Vorteil eines Magazins ist, dass man darin mehr erfahren kann als online. Außerdem benötigten viele Menschen in meinem Umfeld dringend Zeit ohne ihr Telefon. Aber auch hoffnungsvolle Geschichten.
Solche hoffnungsvollen Geschichten findet man in den sozialen Medien, aber nicht im Fernsehen oder in den traditionellen Medien. So konnte ich diese Lücke füllen. Und das ist ziemlich bahnbrechend.
Die Welt wird immer digitaler, und davon wegzugehen, ist schon eine aufregende Sache... Das war eine spannende Entscheidung. Lange, nuancierte Geschichten im Gegensatz zu Clickbait-Schlagzeilen und Snack-Inhalten zu erzählen. Vielleicht werden nicht alle Leute davon begeistert sein, aber es gab dennoch viele, die sagten: Das ist genau das, was wir jetzt brauchen.
Mach es einfach! Also dachte ich: Ich habe nichts zu verlieren. Ich werde es einfach tun. Um herauszufinden, wie ich mein Magazin in die Läden bringen konnte, schrieb ich Leute auf LinkedIn an - denn ohne in die Geschäfte zu kommen, lohnte es sich nicht. Bei diesen Anrufen habe ich mich komplett durchgemogelt. Ich hatte noch nichts in der Hand und kam mit einem Entwurf von Canva daher.
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Erst als ich sicher wusste, dass mein Magazin in die Läden kommen würde, habe ich nach Autor:innen und Designer:innen gesucht. Ich habe mich also auf die Talente anderer gestützt und sie kombiniert, um gemeinsam das erste Magazin zu erstellen.
"Genau eine Woche vor dem Erscheinen des ersten Magazins erhielt ich einen Anruf von Giel Beelen, der sagte, er fände das Konzept so cool und fragte, ob ich eine Radiosendung daraus machen wolle. Natürlich wollte ich das! Eine Woche später waren wir in seinem Studio in Haarlem."
Das Magazin und die Geschichten, die wir erzählen
Im Moment sind wir dabei, alle Ideen, die ich damals hatte, umzusetzen. Jede Woche eine Radiosendung. Jedes Quartal ein Happy Times Magazine. Die Sommerausgabe kommt im Juni heraus. Wir versuchen also langsam in die festgefahrene Welt der Nachhaltigkeitskrieger:innen vorzudringen.
Woher ich die Geschichten bekomme? Sie kommen wirklich von überall her! Wir versuchen vor allem, kleine, lokale und persönlich überschaubare Geschichten zu erzählen. Jeder in unserem Redaktionsteam kennt jemanden, der etwas mit Nachhaltigkeit macht. Also heben wir die Geschichten hervor, die normalerweise nicht im Rampenlicht stehen, in denen man sich aber durchaus wiedererkennen kann. Wir machen diese Geschichten größer, um Menschen zu inspirieren.
"Nachhaltigkeit ist nicht nur Sache der Politik oder der großen Umweltsünder. Vielmehr ist sie Sache jedes Einzelnen, der sie auf seine Weise gestaltet."
Wir recherchieren gründlich zu den Themen, über die wir schreiben. Wir machen das Wissen über Nachhaltigkeit zugänglich für alle. Ohne komplizierte Begriffe. Wir geben Antworten auf Fragen: Was ist diese Klimakrise überhaupt? Warum ist es eine Krise? Und warum müssen wir sie ändern?
Meine erste Geschichte handelte von 2 Frauen, die Gärtnerinnen wurden
Ich habe sie in ihrem Pflückgarten getroffen. Sie haben sich bei einem Kurs für Jungunternehmer:innen kennengelernt, wo sie über die Probleme unserer Zeit sprachen. Sie wohnten in der Nähe von Den Bosch und hatten beide einen Bürojob.
Während dieses Kurses haben sie sich gefunden und beschlossen, als Gärtnerinnen zu arbeiten. Die beiden gründeten ein Nebengewerbe, um ein wenig mehr Geld zu verdienen. Mit Leidenschaft verkaufen sie Blumen, Gemüse, Obst und Teekräuter. Sie kauften ein Gelände, das jetzt ein Pflückgarten für Leute mit einer Mitgliedschaft ist. Das finde ich ganz außergewöhnlich. Sie machen ihr eigenes kleines Stückchen Welt wirklich nachhaltiger. So sorgen sie für gesunde und nachhaltige Lebensmittel für die Nachbarschaft.
Ich schrieb einen Artikel darüber und versprach ihnen, dass dies meine erste Geschichte sein würde. Fünf Monate später kam das Magazin heraus.
Wir zeigen vorbildliches Verhalten und wollen niemanden persönlich angreifen
Wir nennen dir das Problem, aber wir sagen dir nicht, dass du es allein lösen sollst. Wir sagen auch nicht, dass bestimmte Unternehmen nicht mehr existieren sollten oder dass wir uns alle ändern sollten. Was wir tun: Wir skizzieren das Problem und erklären, wie unsere Protagonist:innen einen Teil dieses sehr großen, komplexen Problems lösen wollen. Und wie sie das tun.
Dabei greifen sie niemanden an. Das wiederum führt auch nicht dazu, dass man uns angreift. Im Gegenteil, es macht die Leute neugierig. Kommentare, die wir häufiger erhalten: "Nach eurem Artikel habe ich angefangen, mich damit zu befassen". Dieser Beitrag von uns führt also dazu, dass die Leute ihre eigenen Nachforschungen anstellen. Wir fördern dies.
"Ich glaube wirklich an vorbildliches Verhalten. Veränderungen von Mensch zu Mensch. Der Klima-Aktivismus ist etwas für Menschen, die zu einer besseren Welt beitragen wollen."
Wir sollten großen Unternehmen und Politiker:innen nicht zu sehr auf den Leim gehen
Unternehmen und Politiker:innen haben die Macht, wirklich etwas zu verändern. Und das sollten sie auch. Klimaoptimismus ist nichts für Firmenchef:innen oder Politiker:innen, die das Problem nicht wirklich lösen wollen. Dessen müssen wir uns bewusst sein.
Die Lage sieht nicht gut aus. Das ist eine Tatsache. Es gibt 2 Möglichkeiten, damit umzugehen: 1. die Nase voll davon haben und 2. Achselzucken und weitermachen mit dem, was man tun kann.
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Im Gespräch mit der Geschäftswelt: Konzentriere dich auf das, was machbar ist
In Workshops mit verschiedenen Unternehmen treffe ich immer wieder Manager, die nur das sehen, was nicht möglich ist. Ein älterer Mann aus der Schifffahrtsbranche sagte zum Beispiel, er könne nichts an den fossilen Brennstoffen ändern, weil er Dinge von A nach B transportieren müsse. Also fragte ich: Was können sie dann tun? Er sah mich an und schwieg.
Sandwiches auf Pflanzenbasis servieren? Die kürzeste Strecke fahren? Kein Einwegplastik verwenden? Er hat mich nicht verstanden. Manchmal bleiben Menschen in Systemen stecken und denken nur daran, wie schwer das alles ist. Dann bleiben sie auf der Stelle stehen, und ich werde mit Ausreden überschüttet. Diese kleinen Lösungen reichen sicher nicht aus, aber der kleine Ball namens "Nachhaltigkeit" muss erst ins Rollen kommen, bevor man wirklich etwas Größeres verändern kann.
Deshalb profitiere ich von kleinen Erfolgen. Indem man das Gespräch beginnt und noch darüber nachdenkt, was jemand tun kann.
So wirst du automatisch nachhaltiger
Es beginnt mit kleinen Schritten. Irgendwo anfangen ist immer mein Rat. Ich selbst habe mit vegetarischem Essen angefangen, das dann zu veganem Essen wurde, und dann habe ich angefangen, gebrauchte Kleidung zu kaufen, in den Secondhand-Laden zu gehen und mit dem Zug in den Urlaub zu fahren. Aber das war ein Prozess. Wenn ich mein ganzes Leben an einem Tag auf den Kopf gestellt hätte, hätte ich wahrscheinlich noch am selben Tag aufgehört.
Auch wenn dein Anfang nicht die größte Wirkung hat. Fang mit etwas an, an das du glaubst und das dich glücklich macht. Dann wird das eine Kettenreaktion auslösen und du wirst automatisch anfangen, bewusste Entscheidungen zu treffen.
"Als Tipp, um grüner zu leben, empfehle ich immer, mit den 3 Themen zu beginnen, bei denen man am meisten bewirken kann. Nämlich Mobilität, Ernährung und Kaufverhalten. Das ist das, womit man täglich zu tun hat."
Dann kannst du dein eigenes Verhalten unter die Lupe nehmen und deinen Fußabdruck bereits halbieren. Du musst nicht zu 100 % vegan leben, nie mehr fliegen oder nie mehr etwas kaufen. Tu, was für dich machbar ist, um den ersten Schritt zu tun. Kleine Schritte, die schnell Wirkung zeigen. Mit kleinen Veränderungen, die Sie oft wiederholen, erzielst du eine große Wirkung.
Maartjes' Tipps für alle, die bereits nachhaltig leben
Wenn du das Thema Nachhaltigkeit wirklich spannend findest, kannst du dich damit beschäftigen, wie du zum Beispiel dein eigenes Waschmittel herstellen oder deine Kleidung selbst flicken kannst. Finde heraus, wo deine Leidenschaft liegt und verkleinere so deinen ökologischen Fußabdruck.
"Oder überlege, wie du deinen eigenen Handabdruck vergrößern kannst. Kannst du im Sportverein oder bei der Arbeit andere dazu ermutigen, nachhaltiger zu werden? Wie kannst du Menschen in dein Vorhaben einbeziehen? Erzeuge einen Dominoeffekt und verbessere deinen CO2-Ausstoß."
Auf diese Weise kannst du eine positive Wirkung erzielen, anstatt nur deine negativen Auswirkungen zu beseitigen. Das ist auch mein Ziel.
In 5 Jahren (vorzugsweise 1 Jahr) werden wir auch grüne Zahlen schreiben.
Wo will ich in 5 Jahren stehen? Daran arbeite ich sehr intensiv. Was ich jetzt habe, das war das Ziel. Das Magazin, die Radiosendung, Vorträge im ganzen Land. Der Einfluss, den ich habe, ist groß. Es läuft gut. Wir machen große Fortschritte.
Was noch nicht so gut läuft, ist das Geldverdienen. In 5 Jahren, aber vorzugsweise in einem, möchte ich in der Lage sein, von meinem Geschäft zu leben, grüner zu werden und neue Talente einzustellen, um gemeinsam noch mehr bewirken zu können. Für mich ist Geld genau das. Ein Mittel, um etwas zu bewirken. So können wir noch mehr Menschen dazu inspirieren, andere Entscheidungen zu treffen.
Im Moment stützen wir uns hauptsächlich auf Anzeigen und den Verkauf unseres Magazins. Für die Zukunft sind E-Books, Meisterkurse und E-Kurse geplant. Diese Lösungen sind im Gegensatz zu Workshops und Beratungen skalierbar.
Eine weitere erfolgreiche Initiative ist unser Business Club
Wir haben zudem einen Business Club ins Leben gerufen, über den wir Vorreiter:innen in Sachen Nachhaltigkeit in Unternehmen zusammenbringen. Einmal im Quartal organisieren wir eine Veranstaltung für sie und sie treffen sich regelmäßig in einer LinkedIn-Gruppe. Auf diese Weise bringen wir Menschen zusammen.
Nachhaltigkeit ist ein so großes Thema, und wir stehen erst am Fuß des Berges. Mit Initiativen wie dieser bilden wir eine ganze Gruppe von Leuten, die an vorderster Front dabei sind. Das passt genau zu dem, was ihr - The Good Ones - tut. Ihr versucht auch, Menschen zusammenzubringen, damit sie gemeinsam mehr bewirken können.
Und dann befähigt ihr die Menschen, diesen Berg zu überwinden. Denn wir müssen als Gesellschaft, als Menschheit, aufstehen. Dass es nicht mehr so sein kann oder muss. Außerdem gibt es schon so viele tolle Lösungen, die wir natürlich kennenlernen müssen. Dafür sind wir ja da. Unternehmen wie das Happy Times Magazine und The Good Ones! Wir unterstützen Menschen, die mehr leisten wollen, um etwas zu bewirken.
Als ein Good One etwas bewirken
Insgesamt habe ich vier Projekte im Rahmen von The Good Ones übernommen. Unter anderem habe ich als Grafikerin eine Urkunde für die Patenschaft von Elefanten entworfen und Tipps für den Umgang mit sozialen Medien gegeben. Das machte mir wirklich Spaß.
"Ich hatte damals nicht das Geld, um Wohltätigkeitsorganisationen zu unterstützen, aber ich wollte unbedingt einen Beitrag leisten. Ich wollte etwas Gutes tun und etwas zurückgeben."
Meine Mitbewohnerin rief jeden Freitagmorgen alleinstehende ältere Menschen an. Und eines Tages fragte sie mich: Was machst du denn so? Ich hatte keine Lust, ältere Menschen anzurufen, aber ich wollte meine Fähigkeiten für einen guten Zweck einsetzen. Ich wollte einfach meine Talente nutzen, um Unternehmen zu helfen. Bei dieser Suche stieß ich auf The Good Ones.
Soll ich dir einen Tipp geben, wie du Projekte finden kannst, die zu dir passen? Erkenne, worin du gut bist. Auf diese Weise kannst du dich mit wenig Aufwand selbst befähigen, die größtmögliche Wirkung zu erzielen und anderen bei ihrer Mission zu helfen.
Engagiere dich für Nachhaltigkeit mit Maartje und The Good Ones
Haben Sie sich von Maartjes Geschichte inspirieren lassen? Wir schon. Das Happy Times Magazine haben wir bereits bestellt. Und dieser Business Club. Da müssen wir selbstverständlich vertreten sein.
Möchtest du noch mehr tun und z.B. die Junge Klimabewegung unterstützen oder andere Nachhaltigkeitsstiftungen mit deinen Fähigkeiten bereichern?
Dann melde dich als Good One an und schau, welche flexiblen Nachhaltigkeitsprojekte zu deinen Fähigkeiten passen.
Von Marketing über Textarbeit, Personalwesen, Finanzen und Projektmanagement. Es gibt immer etwas dazwischen, bei dem du einer bestimmten Wohltätigkeitsorganisation nach Herzenslust helfen kannst. Und vergiss nicht, Maartje Bregman und dem Happy Times Magazine auf Instagram und auf LinkedIn zu folgen!
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